Eine Delegation aus Gewerkschafter:innen von Infineon Regensburg hat heute 2.800 unterschriebene Postkarten an den Vorstandsvorsitzenden von Infineon Technologies, Herrn Jochen Hanebeck, übergeben. Dazu ist die Regensburger Abordnung mit einem Reisebus an den Vorstandssitz nach Neubiberg bei München gereist. Vor Ort wurden sie von ihren Münchner Kolleg:innen unterstützt.
Unterschrieben wurden die Postkarten von Beschäftigten des Standorts Regensburg. „In den vergangenen zwei Wochen haben wir Unterschriften für unsere Postkartenaktion gesammelt und intensiv mit der Belegschaft über die Abbaupläne des Vorstands gesprochen“, sagt Dieter Marschalt, IG Metall-Chef bei Infineon Regensburg. „Was wir in den Gesprächen ganz deutlich merken: Die Beschäftigten hier am Standort sind verunsichert, entsetzt, enttäuscht und wütend. Sie können nicht nachvollziehen, warum der Vorstand so den Rotstift ansetzt. Immerhin sind wir hochprofitabel und absolut erfolgreich“, meint Marschalt weiter.
Mit der Aktion setzt die IG Metall ein erstes deutliches Zeichen gegen den Sparplan des Unternehmens. Anfang Mai hatte der Vorstand das Programm „StepUp“ verkündet, das unter anderem einen Arbeitsplatzabbau im mittleren dreistelligen Bereich in Regensburg vorsieht. Vor allem die Arbeitsplätze rund um das Backend der Chipproduktion sind betroffen, die Streuung in andere Bereiche des Standorts sind aktuell noch nicht abzusehen.
„Mit der Ankündigung hat der Infineon-Vorstand sowohl die Belegschaft als auch den Betriebsrat und uns als Sozialpartner eiskalt erwischt. In Vergangenheit hat der Vorstand Maßnahmen im Vorfeld in den internen Gremien besprochen, den Betriebsrat eingebunden und so in der Regel gute Lösungen fürs Unternehmen und die Beschäftigten gefunden. Diese sehr erfolgreiche Kultur der Zusammenarbeit ist scheinbar vorbei, das bedauere ich sehr“, äußert sich Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg. „Wenn der Arbeitgeber einseitig einen so massiven Einschnitt verkündet, braucht er sich nicht wundern, dass seine Beschäftigten dagegen Druck machen. Die heutige Aktion ist da nur der erste Nadelstich.“
Auch dabei in München war Johann Dechant, KBR-Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender des Infineon Aufsichtsrates. Dechant arbeitet seit über 40 Jahren im Unternehmen und kennt die Stärken seines Heimatstandortes Regensburg gut. „Einer unserer großen Vorteile ist das Zusammenspiel von Frontend und Backend. Der Standort Regensburg zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit, seine Flexibilität, die hohe Qualität, Innovationskraft und Verlässlichkeit aus. Mit dem Programm StepUp und den Abbauplänen schneidet das Management unserem Standort einen entscheidenden Teil aus dem Portfolio. Das ist ein großer Fehler. Und darauf wollen wir heute erneut aufmerksam machen“, sagt Dechant.
(Konzern-)Betriebsrat und Arbeitgeber befinden sich aktuell in Gesprächen zum Programm StepUp, die Aktion am Headquater von Infineon stärkt den Betriebsräten den Rücken und baut Druck auf den Vorstand auf.
„Es ist nicht zu spät, das Programm auf den Prüfstand zu stellen und die Abbaupläne zurückzunehmen“, meint Rico Irmischer. „Damit würde der Vorstand Größe beweisen und zurück zur guten, sozialpartnerschaftlichen Kultur von Infineon finden.“