Sie unterstützen damit die erneute Forderung von Gewerkschaft und Betriebsrat nach einem tragfähigen Zukunftskonzept für den Standort. „Der gesamte Mahle-Konzern ist in einer schwierigen Situation. Die Umstellung vom Verbrenner auf die E-Mobilität führt zu hohem Veränderungsdruck. Und erfordert kluge Konzepte und Strategien, um Zukunft und Beschäftigung zu sichern, das mahnen wir schon lange an“, ordnet Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg, die Situation ein. „Die Beschäftigten hier in Neustadt können auf jahrzehntelanges Know-How in der Klimatechnik stolz sein. Sie können gewinnbringend Klimageräte produzieren – und das in einem nicht erst seit gestern fordernden Umfeld. Doch statt mit den Arbeitnehmer:innen ein profitables Zukunftsgeschäft zu entwickeln lässt das Management kostbare Zeit verstreichen und setzt so alle Arbeitsplätze am Standort aufs Spiel.“
Weil ein Anschlussauftrag für einen großen Arbeitsbereich in Neustadt offenbar immer noch nicht gefunden wurde sind mindestens 50 der aktuell gut 420 Arbeitsplätze am Standort in Gefahr. Auf diesen Umstand haben IG Metall und Betriebsrat bereits am 01. Juni 2023 hingewiesen, ebenfalls mit einer Kundgebung vorm Werkstor. „Nun sind weitere drei Wochen ohne erkennbaren Einsatz vom Management vergangen“, ärgert sich Peter Meier, der Neustädter Betriebsratsvorsitzende. „Ich bin wütend und enttäuscht über die Tatenlosigkeit des Unternehmens. Schließlich geht es hier um 50 Menschen, um deren Familien, deren Existenzen – und im schlimmsten Fall auch um die anderen 370 Menschen, die hier arbeiten“ so Meier weiter.
Die Arbeitnehmervertretung befürchtet, dass mit einem weiteren Schrumpfen des Standortes dessen Fortbestand in Gänze bedroht ist. „Ich habe so das Gefühl, die Konzernspitze will uns stillheimlich kaputt schrumpfen und dann leise abwickeln. Das lassen wir aber nicht mit uns machen“ schildert Johanna Karl, Chefin der IG Metall-Vertrauensleute bei Mahle-Behr in Neustadt a.d.D. ihre Sicht der Dinge.
„Ich war nun bereits an mehreren Verhandlungen in unserer Zentrale in Stuttgart beteiligt, um mit der Arbeitgeberseite konstruktive Lösungen zu verhandeln. Bisher spielen die aber nur auf Zeit. Die haben wir aber nicht, deshalb stehen wir heute hier!“
Neben den Neustädter Arbeitnehmer:innen sind viele Delegationen aus anderen Mahle-Standorten aus der ganzen Republik angereist. Ein Reisebus, mehrere Kleinbusse und PKWs mit Beschäftigten aus Stuttgart-Feuerbach, Wölfersheim, Reichenbach und weiteren Orten unterstützen den Neustädter Standort dabei, auf die Situation des niederbayerischen Betriebs aufmerksam zu machen. Auch der Vorsitzende des Gesamt-Betriebsrates (GBR) Boris Schwürz ist angereist und untermauert damit die Entscheidung, die bundesweiten Verhandlungen zwischen GBR und Arbeitgeber im Rahmen des sog. Transformationsdialogs so lange zu unterbrechen, bis sich der Arbeitgeber am Neustädter Standort bewegt.
„Die Solidarität der anderen Mahle-Standorte stärkt uns ganz massiv – und stärkt unsere Durchsetzungsfähigkeit im gesamten Mahle-Konzern“, freut sich Rico Irmischer über die Unterstützung. „Genauso richtig und wichtig ist die Präsenz der Politik, die sich hier hinter die Menschen in der Region stellt“. Neben der bayerischen SPD-Vorsitzenden Ronja Endres ist auch Martin Neumeyer, CSU-Landrat von Kelheim, auf der Protestkundgebung erschienen. Beide haben zugesagt, sich für den Standort einzusetzen.
„Ich hoffe, das Management hat dieses letzte Warnsignal gehört und liefert uns nun endlich Zahlen, Daten, Konzepte und verlässliche Zusagen, um die Zukunft für den Standort gestalten zu können. Andernfalls bleibt uns nichts Anderes übrig, unseren Protest auszuweiten. Wir sind auf jeden Fall zu allem bereit“ schließt Peter Meier.
Hintergrund
Mahle-Behr produziert mit ca. 420 Beschäftigten in Neustadt an der Donau Klimaanlagen für Premiumhersteller der Automobilindustrie. Durch das Fehlen von Folgeaufträgen droht ein Abbau von 50 Arbeitsplätzen, ein Konzept für die Sicherung der Beschäftigung fehlt bislang. Bereits in den vergangenen Jahren war der Standort von Personalabbau betroffen, bis vor zwei Jahren zählte der Standort noch ca. 500 Beschäftigte.
Der Mahle-Konzern ist durch den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor und aufgrund seiner Ausrichtung auf die Produktion von Kolben und Motorteilen für Verbrenner besonders stark von der Transformation betroffen, was sich auch auf den Klima-Standort Neustadt auswirkt.
Video-Beitrag in TV Aktuell verfügbar unter:
https://www.tvaktuell.com/mediathek/video/unsichere-zukunft-protestkundgebung-bei-mahle-behr-in-neustadt-an-der-donau/