Nach achtstündigen Verhandlungen haben sich die IG Metall und der Arbeitgeber am Dienstagabend auf einen Tarifvertrag für die rund 500 Beschäftigten beim Elektromotorenhersteller Schabmüller im oberpfälzischen Berching geeinigt. Nach 15 Tagen Streik erhalten die Beschäftigten nun in mehreren Schritten deutlich mehr Geld und kürzere Arbeitszeiten. „Das ist ein toller Erfolg für die Beschäftigten bei Schabmüller. Sie haben gezeigt, was man erreichen kann, wenn man sich organisiert und zusammensteht“, gratuliert Bayerns IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott.
Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg, sagt: „Der Zusammenhalt und die Entschlossenheit der Belegschaft sind phänomenal. Nur mit ihrem Willen zum unbefristeten Streik ist es gelungen, den Arbeitgeber zu bewegen und nach 20 Jahren endlich wieder einen Tarifvertrag zu bekommen.“
Olga Redda, Verhandlungsführerin und 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg, fügt hinzu: „Die Beschäftigten wollten die ganze Zeit einfach nur faire Löhne und Arbeitszeiten und damit auch von der hervorragenden wirtschaftlichen Entwicklung der Firma profitieren. Das bekommen sie nun mit diesem Tarifvertrag. Der Arbeitgeber hat am Ende Vernunft gezeigt und lösungsorientierte Verhandlungen mit uns geführt. Die Firma wird auch wirtschaftlich davon profitieren, dass sie jetzt eine zufriedene Belegschaft hat.“
Der neue Tarifvertrag legt fest, dass die Löhne und Gehälter der Beschäftigten bis zum 1. Januar 2030 in sechs Schritten auf das Niveau derer in der Metall- und Elektroindustrie angehoben werden. Zum 1. Januar 2025 wird die Differenz zunächst um 15 Prozent reduziert, ebenso in den Folgejahren bis 2029. Die verbleibenden 25 Prozent der Differenz werden zum 1. Januar 2030 beseitigt.
Ebenfalls auf das Niveau des Flächentarifvertrags angehoben werden in vier Schritten die beiden jährlichen Sonderzahlungen tarifliches Zusatzgeld und Transformationsgeld. Vom 1. Januar 2027 bis 1. Januar 2030 wird die Differenz zum Flächentarif jährlich um 25 Prozent reduziert.
Die individuelle Wochenarbeitszeit sinkt von 40 Stunden in vier Schritten bis zum 1. Juli 2029 auf 37,5 Stunden: zum 1. Juli 2025 zunächst auf 39 Stunden, zum 1. Juli 2026 auf 38,5 Stunden, zum 1. Juli 2027 auf 38 Stunden.
Außerdem werden bereits ab Mai 2024 alle prozentualen Tariferhöhungen im Flächentarifvertrag für Schabmüller übernommen. Zudem erhalten die Beschäftigten im Juni 2024 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 600 Euro.
Aktuell beträgt der Entgeltabstand der Schabmüller-Beschäftigten zum Flächentarifvertrag noch 22 Prozent.
Die IG Metall-Tarifkommission bei Schabmüller hat dem Verhandlungsergebnis bereits zugestimmt. Der Streik ist seit Mittwochmorgen um 5 Uhr unterbrochen. In einer Urabstimmung bis kommenden Dienstag entscheiden die IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller über die Annahme des Verhandlungsergebnisses und die sofortige Beendigung des Streiks. Erforderlich ist eine Zustimmung von mindestens 25 Prozent.
Hintergrund:
Vor rund 20 Jahren ist Schabmüller aus dem Arbeitgeberverband vbm und damit aus dem Flächentarifvertrag ausgetreten. Seitdem erhalten die Beschäftigten im Vergleich weniger Entgelt und müssen länger arbeiten. Der Entgeltabstand zum Flächentarifvertrag beträgt mittlerweile 22 Prozent. Zur IG Metall-Forderung nach einer Rückkehr zum Flächentarif haben im Frühjahr bereits vier Verhandlungen und vier Warnstreiks stattgefunden, zuletzt ein 24-stündiger Warnstreik. Danach haben bei einer Urabstimmung 97,62 Prozent der IG Metall-Mitglieder bei Schabmüller für einen unbefristeten Streik gestimmt. Der Streik läuft seit dem 23. April, seitdem ist der Betrieb komplett lahmgelegt.
Bei Schabmüller in Berching arbeiten rund 500 Beschäftigte und produzieren elektrische Antriebslösungen für Elektromotoren und Generatoren. Die Firma gehört zur italienischen ZAPI-Group mit Sitz in der Nähe von Bologna und fährt seit Jahren hohe Gewinne ein.