Berching, 19. April 2024
Am 18. – 19. April 2024 waren die Mitglieder der IG Metall bei Schabmüller zur Urabstimmung aufgerufen. Sie haben darüber abgestimmt, ob sie zur Durchsetzung der Forderungen der IG Metall in den unbefristeten Erzwingungsstreik treten werden.
97,62 % der Gewerkschaftsmitglieder haben dem Streik zugestimmt. „Wir haben mit einem deutlichen Ergebnis gerechnet, eine so überwältigende Zustimmung übertrifft unsere Erwartungen aber sehr“ freut sich Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg. „In den vielen Gesprächen der letzten zwei Tage im Wahllokal ist klar geworden, dass die Beschäftigten fest entschlossen sind, sich endlich einen Tarifvertrag zu erkämpfen. Mit seiner Hinhaltetaktik treibt der Arbeitgeber seine Beschäftigten selbst in den Streik. Das muss nicht sein!“
Nach der erfolgreich durchgeführten Urabstimmung wird die IG Metall ihre Mitglieder Anfang nächster Woche zum unbefristeten Streik aufrufen. „Der Arbeitgeber hatte die Chance, den Streik abzuwenden. Leider hat er sie verstreichen lassen“ sagt Olga Redda, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg und Verhandlungsführerin. „Nach dem ganztägigen Warnstreik am 11. April haben wir drei Verhandlungstermine angeboten. Keinen der Termine hat der Arbeitgeber angenommen. Wir bedauern das sehr, wir hätten diese Eskalation gerne vermieden.“
Die konkrete weitere Planung wird die IG Metall am 22. April veröffentlichen. Bis dahin laufen die Vorbereitungen für den Erzwingungsstreik auf Hochtouren. „Die Kolleg:innen haben schon bewiesen, dass sie in der Lage sind, das Werk dicht zu machen. Das werden sie jetzt wieder tun. Nicht nur für einen Tag, sondern bis sich der Arbeitgeber endlich bewegt. Wenn nötig Wochen lang“ ist Irmischer überzeugt.
Hintergrund
Die Schabmüller GmbH, Teil der italienischen ZAPI-Group mit Sitz in der Nähe von Bologna, bietet ein komplettes Spektrum an elektrischen Antriebslösungen für verschiedene Anwendungsgebiete wie Elektromotoren oder Generatoren. In Berching sind rund 500 Kolleg:innen beschäftigt, viele mit langen Betriebszugehörigkeiten.
Schabmüller unterliegt keiner Tarifbindung, seit sie vor ca. 20 Jahren aus dem bayerischen Metallarbeitgeberverband vbm ausgetreten sind und damit die Tarifbindung aufgegeben haben. Seitdem orientiert sich der Betrieb an den Tarifabschlüssen, die in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie vereinbart werden, geben diese aber nur zu 80% weiter. Daher beläuft sich die Differenz zwischen den Entgelten bei Schabmüller und der Metall- und Elektroindustrie mittlerweile auf 22%.
Wirtschaftlich geht es der Schabmüller GmbH hervorragend, sie verzeichnen seit Jahren hohe Gewinne und erweitern ihren Marktanteil stetig. Forderungen nach einer Rückkehr in den Flächentarifvertrag ist der Arbeitgeber bisher ausgewichen.
Die Tarifverhandlung für die Beschäftigten in Berching sind festgefahren. Seit der vierten Verhandlung zwischen Arbeitgeber und IG Metall am 14. März 2024 ist Stillstand eingetreten. Die IG Metall reagierte auf die Blockadehaltung mit einer Verschärfung ihrer Warnstreiks. Die Beschäftigten waren am 11. April 2024 zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, an dem sich nahezu 100% der Belegschaft und fast alle Betriebsteile beteiligt haben. Damit legte die IG Metall den Betrieb einen kompletten Tag lahm.
Nachdem der Arbeitgeber sein letztes Angebot nicht nachgebessert hat, hat der IG Metall-Vorstand in Frankfurt am 16. April dem Antrag auf Urabstimmung und unbefristeten Erzwingungsstreik zugestimmt. Nach der erfolgreichen Urabstimmung ist der Weg für den dauerhaften Ausstand nun frei und steht bevor. Der Tarifkonflikt verschärft sich damit weiter, es drohen wochenlange Produktionsausfälle.