Tarifbewegung bei Schabmüller in Berching
Ganztägiger Warnstreik bei Schabmüller in Berching legt den Betrieb lahm

In allen Schichten haben sich annähernd 100% der Beschäftigten beteiligt und die Produktion vollständig zum Erliegen gebracht.

15. April 202415. 4. 2024


Nahezu alle Betriebsteile und fast 100 Prozent der Beschäftigten haben am ganztägigen Warnstreik der IG Metall bei Schabmüller in Berching beteiligt. „Diese überwältigende Beteiligung, vor allem die Stimmung bei unseren Kundgebungen und im Streikzelt machen deutlich, wie felsenfest die Belegschaft hinter ihrer Tarifforderung steht“, resümiert Rico Irmischer, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Regensburg. „Den heutigen Knall hat man garantiert bis nach Italien gehört, wo zwei der drei Geschäftsführer sitzen.“

In Früh-, Spät- und Nachtschicht sowie in der Normalschicht waren die 500 Beschäftigten aufgerufen, sich an dem besonderen Warnstreik zu beteiligen. In drei Kundgebungen über den Tag verteilt (8 Uhr, 14 Uhr, 18:30 Uhr) haben neben betrieblichen Aktiven und Vertreter:innen der IG Metall auch zahlreiche Gäste aus anderen Betrieben ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht.

„Nach diesem ganztägigen Warnstreik muss klar sein, dass wir es wirklich ernst meinen. Es liegt an der Geschäftsleitung, eine weitere Eskalation zu verhindern. Wir erwarten ein deutlich nachgebessertes Angebot, über das wir verhandeln können. Damit kann der Arbeitgeber drastischere Streikmaßnahmen abwenden“ meint Olga Redda, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg und Verhandlungsführerin im Tarifkonflikt. „Nichtsdestotrotz wird unser IG Metall-Vorstand am 16. April beraten, ob wir die Urabstimmung einleiten und den unbefristeten Streik vorbereiten. Der Druck ist hoch!“

Das letzte Angebot des Arbeitgebers wird von der IG Metall-Tarifkommission als deutlich zu niedrig bewertet. Schabmüller hat nach dem Austritt aus dem Arbeitgeberverband vor ca. 20 Jahren eine beträchtliche Differenz zu den Gehältern in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie aufgebaut. Diese Lücke will der Arbeitgeber festschreiben, lediglich zukünftige Erhöhungen sollen vollständig an die Arbeitnehmer:innen weitergegeben werden.

„Die Kolleginnen und Kollegen geben jeden Tag 100%, warum sollten sie sich dann mit weniger Gehalt zufriedengeben? Das sehen unsere Mitglieder nicht mehr ein, nach 20 Jahren des Verzichts ist jetzt Schluss. Und um das deutlich zu machen sind sie bis zum Äußersten bereit“, ist Irmischer sicher.

Hintergrund

Die Tarifverhandlung für die 500 Beschäftigten bei der Firma Schabmüller in Berching sind festgefahren. Seit der vierten Verhandlung zwischen Arbeitgeber und IG Metall am 14. März 2024 ist Stillstand eingetreten. Die IG Metall reagiert auf die Blockadehaltung mit einer weiteren Verschärfung ihrer Warnstreiks. Die Beschäftigten waren vom 11. April 2024 um 5 Uhr bis zum 12. April 2024 um 5 Uhr zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Damit legt die IG Metall den Betrieb einen kompletten Tag lahm.

Dem Vorstand der IG Metall in Frankfurt liegt ein Antrag auf Urabstimmung und unbefristeten Erzwingungsstreik vor. Sollte der Vorstand diesen Antrag am 16. April 2024 beschließen, wird der Tarifkonflikt weiter verschärft und wochenlange Produktionsausfälle drohen.

Video vom ganztägigen Warnstreik am 11. April 2024 bei Schamüller