Bildung in der Pandemie
„IG Metall Jugendstudie Plan B“

Die Corona Krise trifft die junge Generation im besonderen Maße: Bildungsbiographien werden unterbrochen, Perspektiven auf einen geregelten Einstieg in den Arbeitsmarkt sind ungewiss, Lebenspläne müssen umgeschmissen werden.


Die IG Metall Jugend hat sich das zum Anlass genommen, um eine große Umfrage zu starten. Darin wurde eruiert welche Folgen die Pandemie auf junge Menschen hat. Die Befragung von über 3.000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 15 bis 27 Jahren hat ergeben, dass sich seit der Pandemie vor Allem die psychische Gesundheit (61,1 %), die Beziehung zu Freund:innen (54,8 %) und die Kontrolle über das eigene Leben (52 %) verschlechtert haben. Aber auch für die körperliche Gesundheit gaben 39.9 % eine Verschlechterung an. Knapp 40 % der jungen Menschen sagten, dass sich ihre Zukunftspläne aufgrund der Pandemie teilweise oder ganz geändert haben. Hier muss das Bildungssystem seine Durchlässigkeit beweisen und Arbeitgeber:innen sowie Politik eine Kultur der „zweiten Chance“ etablieren.

Die Bundesweite Jugendstudie „Plan B“ wurde nochmals gesondert ausgewertet für die südliche Oberpfalz (Regensburg, Schwandorf, Neumarkt), die Ergebnisse unterscheiden sich aber kaum vom Bundesdurchschnitt. Auch in unserer Region sagten über 60 %, dass sich ihre psychische Gesundheit verschlechtert habe, gerade die persönlichen Beziehungen haben sehr gelitten. Auch in der Ausbildung stehen viele vor enormen Belastungen: Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sich die Ausbildungssituation in der Berufsschule verschlechtert habe, dabei wurde der Lernort Berufsschule schon zuvor eher negativ bewertet (vgl. Ausbildungsreport der DGB Jugend). Auch Berufsschullehrer:innen berichten uns immer wieder davon, wie schwierig es ist, die nötigen Inhalte zu vermitteln und dass viele ihrer Schüler:innen durch mangelnde Betreuung oder Ausstattung abgehängt würden.

5 studierende sitzen im Kreis um Plakate zum Aufruf von Solidarität.

Zudem ist die Situation im Betrieb enorm herausfordernd, da zum Beispiel kaum Kontakt zu den Kolleg:innen besteht. Viele machen sich Sorgen, ob ihr Berufsabschluss durch die aktuelle Ausbildungssituation auf dem Arbeitsmarkt weniger wert sein wird (64,3 %) oder denken, dass sich wegen der Pandemie ihre Chance auf Übernahme nach der Ausbildung verschlechtert hat (65,3 %).

Dual Studierende sehen das genauso. Die dual Studierenden in der Oberpfalz beklagen nicht nur die Situation im Betrieb, sondern haben auch im hochschulischen Teil ihrer Ausbildung mit online Vorlesungen zu kämpfen, die es stark erschweren, die Inhalte nachzuvollziehen. Es fehlt das gemeinsame Lernen und Zusammenarbeiten.

Hinzu kommt erschwerend, dass sich für knapp der Hälfte der Befragten das Verhältnis von Arbeit und Freizeit zum Schlechteren verschoben hat: Durch Homeoffice und das selbständige Erarbeiten von Lerninhalten wird oft mehr Zeit für Aufgaben benötigt und der wichtige Ausgleich durch die Betätigung im Jugendverband oder Verein entfällt. Die Auswirkungen der Pandemie treffen junge Menschen hart – sowohl persönlich als auch beruflich. Es braucht in den Betrieben und Hochschulen gute Strukturen der Mitbestimmung, wie Jugend- und Auszubildendenvertretungen, Betriebs- bzw. Personalräte und verfasste Studierendenschaften. Es braucht aber auch mehr Unterstützung der Politik durch gute Konzepte, welche die Brüche in Bildungsbiographien abfedern und gleichzeitig den gesundheitlich nötigen Ausgleich durch selbstbestimmtes Engagement in der Jugendarbeit und in Vereinen fördern. Jugendarbeit ist systemrelevant!

(Die Jugendstudie PlanB der IG Metall Jugend wird voraussichtlich im Juni 2021 veröffentlicht)