Sehr geehrter Herr Schlegel,
sehr geehrter Herr Kilger, sehr geehrter Herr Wöllenstein,
Sie haben sich dazu entschieden, mit dem Stern-Center Regensburg als neuer Hauptsponsor der Thurn und Taxis Schlossfestspiele aufzutreten. Mit Ihrem Engagement wollen Sie Kultur fördern und damit auch sichtbar sein. Beides wird ihnen zweifelsfrei gelingen, ob im positiven oder im negativen Sinne wird sich zeigen.
Aus Sicht der Arbeitnehmervertretung kommt Ihre Entscheidung zur Unzeit. Sie befinden sich mitten in einer folgenschweren Umorganisation Ihres Geschäftes. Eine der tragenden Säulen – der direkte Verkauf von Fahrzeugen über die Fachverkäufer:innen in Ihrem Haus – wird sich maßgeblich verändern. Der Verkauf der Zukunft wird von direkter Vermarktung, vom Online-Vertrieb und vom direkten Kontakt zwischen Hersteller und Kund:in geprägt sein.
Das kann die Arbeitsaufgaben Ihrer Verkäufer:innen relevant verändern. Damit einher geht die Befürchtung, Entgelteinbußen in Kauf nehmen zu müssen.
Parallel zu dieser Umorganisation der Arbeitsinhalte haben Sie Investitionen am Standort Regensburg gestoppt und die Belegschaft auf sparsame Zeiten eingestellt.
Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Herausforderungen ist für uns als IG Metall Regensburg ein Sponsoring in der Größenordnung der Thurn und Taxis Schlossfestspiele – sogar als Hauptsponsor – mehr als grenzwertig. Das Stern-Center Regensburg übernimmt jetzt eine Rolle, die das BMW-Werk Regensburg zuvor ausgeübt hat. Das nicht unwesentlich finanzstärker sein dürfte.
Mit dieser Image-Maßnahme wird Geld aufgewendet, das in der Umorganisation des eigenen Geschäftsmodells dringend benötigt würde. Hier wird Prestige und persönliches Interesse dem Wohle der eigenen Belegschaft vorgezogen. Das kritisieren wir deutlich.
Erschwerend hinzu kommt, dass Sie mit dem Geld die Thurn und Taxis Schlossfestspiele unterstützen. Nicht wohltätige Zwecke, nicht Menschen in Not, nicht Hilfsorganisationen werden unterstützt, sondern ein Event, das weit über die Regensburger Stadtgrenzen hinaus wegen seiner Schirmherrin Frau Gloria von Thurn und Taxis zu Recht in der Kritik steht.
Frau Gloria von Thurn und Taxis bewegt sich am äußersten rechten Rand des politischen Spektrums. In empörender Weise verteufelt sie homosexuelle und queere Menschen, verehrt Diktatoren, hetzt gegen Geflüchtete, hält den Klimawandel für eine Irreführung von Spinnern, bekämpft das Recht auf Abtreibung und nimmt priesterliche Kinderschänder in Schutz. In ihr vereinigt sich alles, was für demokratiegesinnte Menschen ein Graus ist.
Sehr geehrte Herren, Ihre Entscheidung, die Schlossfestspiele zu sponsoren, ist gefallen.
Wir kritisieren diese Entscheidung scharf.
Wir haben Sorge davor, dass die Mittel am Ende bei den Beschäftigten des Stern-Centers fehlen. Bei der Bewältigung der akuten und noch bevorstehenden Herausforderungen.
Und wir sehen einen Imageverlust für die Marke Stern-Center kommen. Denn wer ist schon gerne Kund:in in einem Autohaus, das sich nicht klar gegen all die Scheußlichkeiten abgrenzt, die Gloria von Thurn und Taxis verbreitet.
Ganz abgesehen davon, dass sich aus unserer Sicht niemand mit den demokratiefeindlichen Ansichten von Gloria von Thurn und Taxis gemein machen sollte – was Sie durch Ihr Sponsoring und die Zusammenarbeit leider tun.
Wir bitten Sie eindringlich, Ihre Entscheidung zu überdenken. Wenn schon nicht für 2024, was sicher aufgrund gültiger Verträge nicht ohne finanzielle Einbuße möglich wäre, dann doch für die folgenden Jahre.
Handeln Sie im Sinne Ihrer Beschäftigten. Das ist es, wozu wir Sie auffordern.
Mit freundlichen Grüßen
Rico Irmischer Olga Redda
1. Bevollmächtigter 2. Bevollmächtigte
IG Metall Regensburg IG Metall Regensburg
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