Pressemitteilung Nr. 5/2024
Und wieder Warnstreik bei Schabmüller

Die Tarifverhandlungen sind nach der vierten Runde festgefahren.

19. März 202419. 3. 2024


Berching, 19. März 2024

  • IG Metall fordert einen Tarifvertag für die knapp 500 Beschäftigten bei der Fima Schabmüller GmbH in Berching.
  • Drei Verhandlungsrunden brachten keine Annäherung, Angebot des Arbeitgebers in der vierten Verhandlung deutlich zu gering.
  • „Nicht mehr weit von der Urabstimmung entfernt“, Olga Redda, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg äußert sich eindeutig.

 

Beim Elektromotoren-Hersteller Schabmüller in Berching stand die Produktion heute drei Stunden lang still. Die IG Metall Regensburg hat die Beschäftigten zu einem schichtübergreifenden Warnstreik aufgerufen, an dem sich 450 Menschen beteiligt haben. „Zwischen 12:30 Uhr und 15:30 Uhr ging nichts mehr, die Belegschaft ist unserem Aufruf geschlossen gefolgt. Die Stimmung ist gut, auch wenn die Kolleg:innen kein Verständnis für die Blockadehaltung ihres Arbeitgebers haben“, kommentiert Olga Redda, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg, den heutigen Warnstreik.

Die IG Metall fordert für die rund 500 Beschäftigten bei Schabmüller einen Tarifvertrag analog des Flächentarifvertrags der bayerischen Metall- und Elektroindustrie. „Früher hatten wir so einen Tarifvertrag, bis der Arbeitgeber vor ca. 20 Jahren aus dem Arbeitgeberverband ausgetreten ist und so die Tarifbindung verlassen hat. Seit dem arbeiten unsere Leute für weniger Geld. Und das, obwohl das Geschäft seit Jahren brummt und wir hohe Gewinne erwirtschaften“, erklärt Christine Billmann die Situation. Sie ist Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission und stellvertretende Leiterin der IG Metall-Vertrauensleute in Berching.

Seit der ersten Tarifverhandlung am 07. November 2023 treten die Parteien auf der Stelle. Zwei kürzere Warnstreiks im Februar 2024 haben lediglich ein erstes Angebot der Arbeitgeberseite erzwungen, das im Volumen aber deutlich zu gering ausgefallen ist.

„Der Arbeitgeber bietet uns an, die zukünftigen Verhandlungsergebnisse aus dem Flächentarifvertrag der bayerischen Metall- und Elektroindustrie zu übernehmen“, erklärt Olga Redda.

„Dieses Angebot verdient den Namen nicht. Unsere Forderung zielt darauf ab, den Beschäftigten von Schabmüller endlich das Niveau des Flächentarifvertrags der bayerischen M+E zuzugestehen. Der Arbeitgeber geht auf diese Forderung nicht ein. Er zeigt keine Bereitschaft, die vorhandene Lücke zu schließen, sondern will ihre Höhe auch in Zukunft festschreiben. Das ist mit uns nicht zu machen“ so Redda weiter.

Mit dem heutigen Warnstreik erhöht die IG Metall den Druck auf den Arbeitgeber deutlich. „Im Gegensatz zu vorherigen Aktionen treffen wir den Arbeitgeber heute das erste Mal auch wirtschaftlich, denn drei Stunden Produktionsausfall tun natürlich weh“, meint Redda.

Neben den Reden von Olga Redda und Christine Billmann gab es auf dem heutigen Warnstreik auch Solidaritätsbekundungen von Gewerkschafter:innen umliegender Betriebe. So sprachen Martin Schuster von Tecpoles in Neumarkt und Manuel Brandl für die IG Metall Jugend Regensburg zu den Warnstreikenden. Weitere Soli-Botschaften aus gewerkschaftlich organisierten Betrieben wurden verlesen, z.B. von den Vertrauensleuten von Schneider Electric Sachsenwerk und der Siemens Niederlassung in Regensburg.

Ausgestattet mit selbstgemalten Schildern und Transparenten haben die Warnstreik-Teilnehmenden auf ihre Forderung hingewiesen. „Gerechtigkeit“, „Jetzt sind wir dran“ und „Wir sind es wert“ war dort zu lesen.

„Wir wollen natürlich so schnell wie möglich zu einer guten, für beide Seiten tragbaren Lösung kommen“ schätzt Billmann die aktuelle Situation ein. „Leider bewegt sich die Verhandlungsgruppe von Schabmüller nicht auf uns zu. Das zwingt uns dazu, unsere Aktionen auszuweiten. Wir hoffen sehr darauf, dass der Arbeitgeber jetzt deutliche Schritte in Richtung unserer Forderung macht.“

In der Schabmüller-Belegschaft ist der Anteil an IG Metall Mitgliedern traditionell hoch, die laufenden Tarifverhandlungen haben zu einer weiteren Erhöhung des Organisationsgrades geführt. Parallel zu den intensiveren Warnstreiks bereitet sich die IG Metall auf eine Ausweitung bis hin zu einem Erzwingungsstreik vor.

Olga Redda: „Ich erwarte, dass der Arbeitgeber einlenkt und mit einem deutlich nachgebesserten Angebot auf uns zu kommt. Andernfalls sehen wir uns gezwungen, unsere Aktionen zu intensivieren. Ich sage ganz deutlich: Wir haben kein Interesse an einem Erzwingungsstreik. Wir haben aber auch keine Angst davor, dieses Mittel einzusetzen!“

 

Hintergrund

 

Die Schabmüller GmbH bietet ein komplettes Spektrum an elektrischen Antriebslösungen für verschiedene Anwendungsgebiete wie Elektromotoren oder Generatoren. In Berching sind rund 500 Kolleg:innen beschäftigt, viele mit langen Betriebszugehörigkeiten.

Schabmüller unterliegt keiner Tarifbindung, seit sie vor ca. 20 Jahren aus dem bayerischen Metallarbeitgeberverband vbm ausgetreten sind und damit die Tarifbindung aufgegeben haben. Seitdem orientiert sich der Betrieb an den Tarifabschlüssen, die zwischen IG Metall Bayern und vbm abgeschlossen werden.

Wirtschaftlich geht es der Schabmüller GmbH hervorragend, sie verzeichnen seit Jahren hohe Gewinne und erweitern ihren Marktanteil stetig. Forderungen nach einer Rückkehr in den Flächentarifvertrag ist der Arbeitgeber bisher ausgewichen.

Die IG Metall Regensburg ist für Stadt und Landkreis Neumarkt zuständig, vertritt und organisiert die Belegschaft bei Schabmüller. Die Forderung nach einem Anerkennungstarifvertrag an den Flächentarifvertrag der bayerischen Metall- und Elektroindustrie wurde bereits am 15. Juli 2023 übermittelt, seit dem Dauern die Verhandlungen an. Verhandlungsführer:innen der IG Metall sind Ralf Dirschl, IG Metall Bezirksleitung Bayern und Olga Redda, 2. Bevollmächtigte der IG Metall Regensburg. Die vierte Verhandlungsrunde am 14. März 2024 wurde ohne Ergebnis abgebrochen, die IG Metall hat das Scheitern der Verhandlungen erklärt.

 

Zum Artikel des Neumarkter Tagblatt.

Zum Artikel der Nürnberger Nachrichten.